Die «Seeland Fisch AG» ist eine Eglizucht in Lyss BEIhre Vision: Mehr Schweizer Fisch auf Schweizer Tellern.
August 2021 Zwei Freunde und 18'000 Hennen
Auf einer Fläche von sieben Fussballfeldern tummeln sich die Hühner in und um den Legehennen-Stall in Kirchlindach. Täglich legen sie bis zu 17’200 Eier. Die Quereinsteiger Christian und Marcel Walther hatten ein gutes Näschen für ihr zweites Standbein. Auch bei der Migros Aare gehören die Freiland-Eier aus der Region zu den beliebtesten Artikeln.
Um 4 Uhr geht das Licht an in Kirchlindach. Dann erwachen die Hennen im Stall und legen los. «Das Verhalten von Hühnern ist stark übers Licht gesteuert», erzählt Produzent Christian Walther. Wenn er oder sein Kollege zwei Stunden später ihren ersten Rundgang machen, haben die Hennen bereits 2500 Eier gelegt. Ein Rollband unterhalb der Legenester transportiert die Eier in den Vorraum, wo ein Mitarbeitender diese ein erstes Mal auf Brüche oder Knicke kontrolliert.
Nummer 219: Zum Schluss werden die Eier mit dieser Zahl bedruckt. Sie verrät die Herkunft der weissen Eier. 219 – das sind die Eier aus dem Legehennenstall in Kirchlindach. 18'000 Hühner tummeln sich dort. Zwischen 7 und 9 Uhr läuft die Produktion auf Hochtouren. «90 Prozent der Eier sind dann gelegt», erzählt Marcel Walther.
Legehennen statt Milchkühe
Die beiden Walthers kennen sich seit ihrer Schulzeit. Zwar heissen sie gleich, sind indes nicht verwandt. In der Berufsschule beschlossen Christian und Marcel, gemeinsam ein Geschäft aufzubauen. Geplant war «etwas mit Milchkühen» - geworden ist es ein «Legehennenbetrieb nach den allerneusten Standards», erzählt Christian Walther (30). Drei Jahre lang studierten sie die Geflügelproduktion, andere Betriebe, wälzten sich durch Formulare und Bewilligungen, ehe sie im Herbst 2018 den Stall in Kirchlindach bauen konnten – mit einem Auslauf in der Grösse von sieben Fussballfeldern. Ein Jahr später stallten sie die erste Hühnerherde ein.
Heute ist es für beide ein 50-Prozent-Job. «Wir sind froh, können wir uns aufteilen und abwechseln mit den Schichten», sagt Marcel Walther (31). Denn beide führen auch noch einen Bauernhof. Obwohl sie den Legehennen-Stall teilweise übers Handy überwachen können, braucht es regelmässige Rundgänge. Bis jetzt läuft es «sehr gut» «Als Quereinsteiger lernen wir aber tagtäglich dazu.» So dauerte es ein Weilchen, bis sie mit dem unterschiedlichen Herdenverhalten der Hühner im Vergleich zu den Kühen vertraut waren.
Die beiden Bauern sind sich gewohnt, eine Beziehung zu ihren Tieren zu haben. Bei 18'000 Hühnern ist das unmöglich. Und nicht mal die Hennen selbst scheint gross zu interessieren, was ihre Kolleginnen tun. «Es gibt auch nur eine Rangordnung in einer Herde bis zu 50 Tieren, danach nicht mehr.» Während des Fotoshootings liegen die zwei Hühner wie Babys in den Armen der Produzenten.
Als sich Christian Walther vom Stallinnern in den Aussenklimabereich begibt, klopft er an die Tür. So wissen die Fluchttiere, dass jemand kommt und schrecken nicht davon. Die Hennen scharren mit den Füssen im Stroh. Dort finden sie auch ein Sandbad, um sich das Federkleid zu putzen oder Hühnerstangen, wo sie besonders gerne schlafen. Draussen auf der Weide bieten mehrere Sonnensegel Schatten. An diesem regnerischen Tag halten sich die allermeisten Tiere jedoch drinnen auf. «Bei angenehm-bewölkten Wetter geht jeweils etwa ein Drittel der Hühner aufs Mal raus», erzählt Marcel Walther.
Abpackbetrieb in Bern
Drei Mal pro Woche kommt die Eierhandelsfirma EiCO aus Bern vorbei und holt die Paletten mit den Eiern. Die EiCO ist die Schnittstelle zwischen Produzenten und Verbrauchern. Im Abpackbetrieb kontrolliert eine Maschine nochmals alle Eier. Durch mehrmaliges Anhämmern und Abhören mit hochempfindlichen Mikrofonen, erkennt sie sogar Haarrisse. Anschliessend werden die Eier verpackt. Alles geht ruckzuck. Nur 15 Minuten sind die Eier unterwegs von Kirchlindach nach Bern und später erneut 15 Minuten zur Logistikplattform der Migros Aare. Spätestens fünf Tagen nach dem Legen stehen die Freilandeier mit der Nummer 219 in den Regalen der Supermärkte.
In Kirchlindach geht um 19 Uhr automatisch das Licht aus. Dann legen sich die Hühner schlafen.
Zahlenspielereien und AdR-Eier
- 18'000 Hühner
- 2 Tonnen Futter pro Tag
- 250 ml Wasser pro Henne und Tag
- Bis zu 17'200 Eier pro Tag, das entspricht etwa 1 Tonne «Eimasse»
- Rund 2 Prozent der Eier haben Knicke, Brüche oder Haarrisse
- Die 2200 m2 Solarpanels auf dem Dach produzieren 460'000 kWh Strom und versorgen damit den Stall sowie 80 Haushalte in der Umgebung
Die AdR-Eier bei der Migros Aare
In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Absatz der «Aus der Region. Für die Region.»-Eier bei der Migros Aare verdreifacht auf rund 25 Millionen Eier pro Jahr. Jedes dritte Ei in der Migros Aare ist ein Ei des AdR-Labels. Seit einem Vierteljahrhundert, also schon vor der Einführung des AdR-Labels, gelten Eier als regionales Erfolgsprodukt der Migros Aare.
«Respeggt»: Die Migros geht gegen das Kükentöten vor
Seit Ende Juni gibt es in allen Filialen der Migros Aare sogenannte Respeggt-Eier, bei denen keine männlichen Küken sterben müssen. «Die Migros möchte in diesem Bereich Pionier sein», sagt Peter Rothenbühler von der Migros Aare. In Deutschland wird es ab Ende Jahr verboten sein, männliche Küken zu töten. Rothenbühler geht davon aus, dass dieses Verbot auch in der Schweiz kommen wird. «Die Kundschaft soll aber jetzt schon die Wahl haben und wissen, dass man die Respeggt-Eier mit gutem Gewissen geniessen kann.» Jährlich werden in der Schweiz rund drei Millionen männliche Küken getötet. Die männlichen Tiere haben in der Eierproduktion keine Verwendung und sind für die Mast ungeeignet. Aus diesem Grund werden sie nach dem Schlüpfen aussortiert. Die Migros hatte aus ethischen Gründen nach einer sinnvollen Alternative gesucht und mit den Respeggt-Eiern eine gefunden. Bei diesen Eiern bestimmt man das Geschlecht bereits im Ei, so dass männliche Küken gar nicht erst ausgebrütet werden. Dem Ei wird ein Tropfen Flüssigkeit entzogen, was erlaubt, männliche von weiblichen Bruteiern zu unterscheiden.
Demeter als Bio-Alternative ohne Kükentöten
Im Bio-Bereich ist die Geschlechtsselektion bislang nicht erlaubt. Aus diesem Grund bietet die Migros «Demeter»-Eier an. Die Bruder-Hähne der Demeter-Legehennen werden aufgezogen, somit sind die Demeter-Eier die Bio-Alternative für Kundinnen und Kunden welche Eier ohne Kükentöten konsumieren wollen.