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Juni 2021 Im Erdbeer-Schlaraffenland

«Wenn Sie etwas besonders Anspruchsvolles produzieren wollen, dann bauen Sie Erdbeeren an», sagt Thomas Hurni. Warum er es trotzdem und mit viel Herzblut tut, erzählt der Produzent beim Besuch in den Erdbeertunnels in Kerzers.

Erdbeerproduzent Thomas Hurni 1

Genauso sehnsüchtig wie die Kundschaft wartet auch Thomas Hurni darauf, dass die Erdbeeren reif sind. «Ich liebe Erdbeeren über alles», sagt der Produzent. «Genau deshalb wollte ich auf unserem Betrieb auch Erdbeeren anbauen.»

Er hätte es sich leichter machen können. Denn die Erdbeere ist ein zartes Pflänzchen. Das zeigt sich gerade in dieser Saison wieder. Derweil Thomas Hurni auf seinem Betrieb durch die sogenannten Tunnels spaziert und die Pflanzen inspiziert, schüttelt er den Kopf und zwackt ein paar Blätter ab. Der Frost im April hat teilweise die Blätter und Blüten erfrieren lassen. Und die Erdbeeren sind später dran als gewohnt. Zwar schützt die weisse Decke die Pflänzchen vor dem Regen und damit vor Fäulnis, doch die Kälte hält auch der Tunnel nicht ab.

So leuchten bei unserem Besuch Anfang Mai nur wenige Erdbeeren rot zwischen dem vielen Grün. Zwischendurch steckt sich Thomas Hurni eine Beere in den Mund. «Am allerbesten schmecken sie direkt von der Staude, nicht etwa im Coupe Romanoff», sagt er.

Alles muss stimmen

 «Erdbeeren brauchen viel Pflege, Liebe und Achtsamkeit. Wenn Sie etwas Anspruchsvolles produzieren wollen, dann bauen Sie Erdbeeren an.» Bei der Königin der Beeren müssen Pflege, Wasserhaushalt, Temperatur und Klima stimmen. Erdbeeren sind druckempfindlich. Und besonders im Hochsommer sehr verderblich. Dann muss Hurni manchmal sein Team aus den Tomatenbeeten, Salat- oder Zucchettifeldern zusammentrommeln, damit die Beeren gepflückt sind, ehe sie überreif werden.

Erdbeerproduzent Thomas Hurni 2

Pflücken auf Augenhöhe

Immerhin fällt das Pflücken leicht. Denn die Erdbeeren thronen in Stellagen etwa eineinhalb Meter über Boden. Das gibt nicht nur weniger Rückenschmerzen für die Pflückenden, «sondern macht auch Schädlingen und Unkraut das Leben schwer». In den Gestellen aus Metall reihen sich die Erdbeerkisten meterlang aneinander. Statt in Erde stecken die Pflänzchen in Kokos-Substrat. Der Vorteil: Der Boden wird nicht ausgelaugt.

Die 44 Erdbeertunnels bilden eine lange Reihe im Moosacker in Kerzers. Auf 1,5 Hektaren bauen Hurni und sein Team die vier Sorten Amandine, Vivara, Favori und Mara des Bois an. Von Mitte Mai bis Ende September landen die Beeren täglich in den Regalen der Migros Aare. Drei bis zehn Mitarbeitende pflücken bis Mittag die Beeren und kümmern sich am Nachmittag um die Kulturen. Hurnis Beeren sind immertragende Sorten und reifen in drei Wellen. Eigentlich könnte der Betrieb sogar bis Ende Oktober Erdbeeren produzieren, doch die Lust der Konsumenten an den Beeren nimmt ab und die Arbeit auf den Gemüsefeldern bei Hurnis zu.

Jeweils im Mai bestellt Thomas Hurni die Erdbeeren für die nächste Saison. «Wir wechseln die Kulturen jedes Jahr aus, weil junge Pflanzen grössere Beeren bringen», erklärt der Produzent. Die alten Pflanzen schreddern er und sein Team aus und verteilen sie auf dem Feld als Kompost.

Rotes Vitaminbömbchen

Produzent Hurni zieht ein paar Ausleger aus den Kistchen, damit die Mutterstauden ihre volle Kraft entwickeln können. Derweil pfeift die Bise durch den Tunnel. «Das ist gar nicht gut», entfährt es dem Produzenten. Doch so schwierig der Anbau auch sein mag, Thomas Hurni wird die Königin der Beeren weiterhin kultivieren. Mit gutem Grund. «Das ist Powerfood. Und das Allerbeste: Weil Erdbeeren relativ süss sind im Vergleich zum Fruchtzucker, kann man davon so viele essen, wie man will.» Sagts und sucht im vielen Grün nach einer leuchtendroten Erdbeere.

Tipps vom Profi

Erdbeeren nie direkt aus dem Kühlschrank essen. Am besten schmecken sie direkt von der Staude oder sonst zumindest mit Zimmertemperatur.

Liegen die Erdbeeren im Gartenbeet auf Stroh, Holzwolle oder Spänen, faulen sie weniger und bleiben sauber, weil sie nicht direkt auf der Erde liegen.

Am besten setzt man die Erdbeeren in ein Hochbeet. Dort sind sie sicherer vor Schnecken und Mäusen, und das Jäten und Pflücken fällt erst noch leichter.

Die beliebtesten aller Beeren

Seit Mitte April sind bei der Migros Aare Schweizer Erdbeeren erhältlich. Die ersten kommen aus dem Bodensee-Gebiet. Mitte Mai geht es los mit Bio-Erdbeeren, davon sind die meisten «Aus der Region. Für die Region.». Hauptsaison ist im Juni. Die Vitamin-C-Bomben mit wenig Kalorien sind sehr beliebt: Insgesamt gehen pro Saison über 800‘000 Schalen Schweizer Erdbeeren in Filialen der Migros Aare über den Ladentisch.