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Januar 2021 «Bei Amigos gibt es keine Engpässe»

Amadeus Petrig ist sozusagen Mr. Amigos und auch selbst registrierter Helfer. Seit neun Jahren im digitalen Umfeld der Migros und in der Konzeption von digitalen Angeboten tätig, gelang ihm und seinem Team während des Corona-bedingten Lockdowns im Frühling ein grosser Erfolg mit der Nachbarschaftshilfe Amigos. Im Interview erzählt er, was ihn motiviert, wie es überhaupt zu dieser Plattform kam und warum er überzeugt ist, dass Amigos weit mehr ist als ein blosser Lieferdienst.

Amigos_Inhaltsbild

Fangen wir ganz vorne an: Wie kam es ursprünglich zur Idee von Amigos? 
Amigos startete vor vier Jahren als kleines Innovationsprojekt. Wir wollten damals prüfen, ob das Thema «Sharing Economy» wie man es zum Beispiel bei der Ferienwohnungsplattform airbnb kennt, auch im Detailhandel funktioniert. Die Plattform Amigos sollte also Personen, die nicht einkaufen wollten, mit solchen zusammenbringen, die dies für ein kleines Entgelt gerne übernehmen wollten. Der Pilot hat spannende Erkenntnisse gebracht, wurde aber nach einem Jahr eingestellt.  

Und wie kam es dazu, Amigos während des Lockdowns im Frühling zu aktivieren?
Wie so oft, entfaltet sich das gesamte Potential einer Innovation erst viel später. Während des Lockdowns hatten alle Lebensmittel-Onlineshops der Schweiz Lieferfristen von mehreren Wochen, da entweder die Lager oder die Zustellung an ihre Grenzen kamen. Amigos kennt keine solchen Engpässen oder Limiten, da es dezentral aufgebaut ist: Freiwillige Helfer gehen ganz normal in ihre Migros einkaufen und bringen diese Einkäufe den Risikogruppen oder Personen in Quarantäne in der Nachbarschaft vorbei. Dabei spielt es keine Rolle, ob das 100, 1‘000 oder 10‘000 Mal pro Tag in der Schweiz geschieht. Das ist die ganz grosse Stärke von Amigos. 

Und von diesen Helfern gab es genug? 
Oh ja. Die Aufträge wurden uns sprichwörtlich aus den «digitalen Händen» gerissen. Über 20‘000 Personen registrierten sich in den ersten Tagen. Quasi über Nacht wurde Amigos so zur grössten Freiwilligenplattform der Schweiz und liess generationenübergreifende Beziehungen entstehen. Allein im Lockdown waren dies weit über 50'000 Treffen an der Haustüre – natürlich immer unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.

Wie sah die Solidarität nach dem Lockdown aus? 
Bei jedem Lockerungsschritt im Frühling reduzierten sich die Bestellungen der Risikogruppe. Die älteren Leute gingen gerne wieder selbständig einkaufen und auch bei den Bringern konnte man eine gewisse «Müdigkeit» feststellen. Der Treiber des solidarischen Handelns liegt oft in der individuellen Bewertung einer Situation:  Je bedrohlicher diese wahrgenommen wird, desto höher ist die Hilfsbereitschaft.

Hat sich dies nun wieder geändert? Wie sieht es momentan aus? 
Amigos ist da erstaunlich selbstregulierend. Sobald die Fallzahlen stiegen, ist auch die Solidarität der Bringer wieder zurückgekehrt. Das freut mich enorm. Doch die aktuelle Welle dauert länger als die erste und gewisse Abnützungserscheinungen sind spürbar. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Nachbarschaftshilfe auf möglichst viele Schultern verteilt wird. Gerade jetzt, wo wieder viele im Homeoffice sind, ist diese Art von Nachbarschaftshilfe doch eine willkommene Abwechslung: Würden alle registrierten Bringer während des Winters zwei Mal eine Auslieferung tätigen, könnten wohl alle Personen in Riskiogruppen und Leute in Quarantäne oder Selbstisolation bedient werden. 

Zum Schluss: Was ist an Amigos speziell, wie unterscheidet sich dieser Lieferdienst von andern Lebensmittel-Onlinediensten? 
Amigos ist weit mehr als ein Lieferservice für Lebensmittel: Für viele Besteller aus der Risikogruppe ist die Amigos-Lieferung der einzige soziale Kontakt am Tag. Ein Lichtblick für viele der älteren Besteller, wie uns tausende Feedbacks bestätigen. Und das ist doch wunderbar, wenn Nachbarn dank Amigos einander besser oder überhaupt erst kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen.

 


 

Bestellung auch ohne Kreditkarte möglich

Wer nicht über einen Internetanschluss verfügt oder nicht im Besitz einer Kreditkarte ist, kann die Bestellung gerne telefonisch aufgeben. 
Die Amigos-Hotline nimmt die Bestellungen unter Tel.: 0800 585 887 von Montag bis Freitag, von 8 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, entgegen und leitet sie an die Helfer weiter. Die Kosten für den Einkauf werden dann via Rechnung beglichen.
Weitere Infos: amigos.ch 

  • Anzahl ausgelieferte Bestellungen seit Beginn der Pandemie

    70'000

    Bestellungen

  • Anzahl Besteller

    20'000

    Besteller

  • Anzahl Bringer

    26'000

    Bringer

  • Wie schnell findet sich im Durchscnitt aktuell ein Bringer?

    37

    Im Schnitt dauert es 37 Sekunden bis ein Freiwilliger den Auftrag angenommen hat.

  • Wie viele Lieferungen werden/wurden gleichentags gebracht?

    30%

    der Besteller wollen die Lebensmittel noch am gleichen Tag.

  • Wie viele Lieferungen werden/wurden am nächsten Tag gebracht?

    60%

    der Besteller wollen die Lebensmittel am nächsten Tag.

  • Wie viele Lieferungen werden/wurden am übernächsten Taggebracht?

    10%

    bestellen 3 Tage im Voraus.

  • Wie Besteller die Bringer bewerten

    4.97

    von möglichen 5 Sternen.

  • Schweizweite Abdeckung von Amigos

    2965

    In 2965 von 3197 Postleitzahlen der Schweiz gibt es mehr als 3 registrierte freiwillige Bringer.