Mit dem Kulturprozent engagiert sich die Migros in den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit, Sport und Wirtschaft.
Dezember 2020 Ein kleines bisschen Weihnachten im Sommer
In diesem Jahr ist Solidarität nicht nur während der Adventszeit besonders wichtig. Seit Frühling setzt sich die Römisch-Katholische Gesamtkirchgemeinde Bern – unterstützt vom Kulturprozent der Migros Aare – mit einem Hilfspaket für Armutsbetroffene ein.
Pandemie und Lockdown haben die Ärmsten heftig getroffen. So auch Renate Müller (Name von der Redaktion geändert). Gewöhnlich reiht sie sich einmal pro Woche bei einer Abgabestelle von «Tischlein deck dich» ein. Dort holt sie gespendete Lebensmittel ab. Brot gibt es immer, Gemüse und Früchte auch. Manchmal kommen Überraschungen dazu – wie proteinangereicherte Produkte. «So lerne ich Neues kennen, das ist spannend», erzählt Renate Müller. Aus diesen Lebensmitteln kocht die 51-Jährige pro Woche eine bis zwei Mahlzeiten für sich und ihre erwachsene Tochter. Für sie, die wegen psychischer Probleme von einer IV-Rente und Ergänzungsleistungen lebt, «eine sehr willkommene finanzielle Entlastung».
Geschlossene Anlaufstellen
Diesen Frühling brachte die Coronavirus-Pandemie einiges durcheinander. Mit dem Lockdown Mitte März mussten von einem Tag auf den andern auch Betriebe und Anlaufstellen schliessen, die sich um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmern. Der Leiter der Fachstelle Soziale Arbeit bei der Katholischen Kirche Region Bern kennt den Grund: «Die meisten der Helferinnen und Helfer zählen zur Risikogruppe wegen ihres Alters», sagt Mathias Arbogast. Gewöhnlich fanden Armutsbetroffene beispielsweise in Bern im «La Prairie» ein Mittagessen für fünf Franken oder gegen Erledigen eines Ämtlis.
Das fiel plötzlich weg. Auch die Organisation «Tischlein deck dich» musste eine Zeitlang dichtmachen. «Mit einem Schlag wurde deshalb mein Budget noch knapper», erzählt Renate Müller. So wie ihr ging es vielen.
Schnelle und unbürokratische Hilfe
Die Katholische Gesamtkirchgemeinde Bern handelte schnell und weibelte, um ein Hilfspaket schnüren zu können. Mit einer Million Franken unterstützt sie seither armutsbetroffene Menschen. Für einen grossen Betrag kaufte sie auch Migros-Gutscheine ein. Dazu engagierte sich das Kulturprozent der Migros Aare ebenfalls mit Migros-Gutscheinen.
Mathias Arbogast erinnert sich gut an den Tag, an dem die Gutscheine zur Kirche Region Bern in der Berner Länggasse geliefert worden sind. «Das waren drei riesige Pakete, gefüllt mit den Gutscheinen in Kreditkartengrösse - eindrücklich.» Velokuriere lieferten diese anschliessend aus an rund 70 Sozialfachstellen in der Region Bern, wo bedürftige Menschen diese abholen konnten. «So haben wir Menschenansammlungen verhindert und konnten eine bedarfsgerechte Verteilung garantieren,.» Die Gutscheine halfen beispielsweise Personen mit Bezugskarten von «Tischlein-deck-dich» zwei Monate lang die fehlende Lebensmittelausgabe zu überbrücken.
Mit den Gutscheinen konnte Renate Müller ihrer Tochter auch mal einen Wunsch erfüllen und «genau dasjenige Brot einkaufen, welches sie am liebsten mag». Ein ganz kleines bisschen Weihnachten im Sommer.
- Mit Migros-Gutscheinen unterstützte die Römisch Katholische Gesamtkirchgemeinde Bern – in Kooperation mit zahlreichen Sozialfachstellen – Menschen mit Bezugskarten von Tischlein-Deck-Dich. Diese Organisation unterstützt Familien in schwieriger finanzieller Lage mit einer wöchentlichen Lebensmittelausgabe. Gutscheine gingen zudem an den Verein Kirchliche Gassenarbeit Bern.
- Zum Hilfspaket gehört indes noch viel mehr. Ob Entlastungsdienste, Kriseninterventionen, Beratung, Überbrückungshilfen, Ernährung oder Obdach – die Gesamtkirchgemeinde versuchte und versucht möglichst allen Menschen am Rande der Gesellschaft das zu geben, was diesen am meisten hilft. Dementsprechend beteiligen sich unterschiedliche Institutionen am Hilfspaket – wie zum Beispiel die «Dargebotene Hand», die «Stiftung gegen Gewalt», die Gassenhilfe oder Fachstelle «Xenia».
- Die Pandemie hält die Welt und die Schweiz weiterhin in Atem. Von den insgesamt 1 Million Franken, welche die Gesamtkirchgemeinde gesprochen hat, werden Bedürftige weiter unterstützt. «Das Projekt ist am Laufen», sagt Matthias Arbogast. Seit Mitte November gibt es beispielsweise im offenen Haus «La Prairie» ein kostenloses Sunntigs-Znacht – eine warme Mahlzeit – für obdachlose Menschen.