Die Migros Aare setzt alles daran, Food Waste zu verhindern. Die Hebel dafür sind unterschiedlich.
Juli 2020 Noch mehr Überraschungspäckli, um Essen zu retten
Migros-Kundinnen und -Kunden nutzen erfreulich häufig die App «Too Good To Go». So helfen sie mit, dass weniger Food-Waste anfällt. Weil es so gut läuft, hat die Migros Aare das Angebot nun auf fast alle Supermärkte ausgeweitet.
5198 von 5613 angebotenen Überraschungspäckli verkaufte die Migros Aare in den vergangenen fünf Monaten mit der App «Too Good To Go». Also fast alle Päckli fanden Abnehmer. Vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie holten die Leute pro Woche rund 320 Portionen ab, während des Lockdowns waren es weniger. Seit Ende Januar 2020 machten 42 Filialen und ein Take-away der Genossenschaft Aare bei «Too Good To Go» mit. Die Nutzer bewerteten die Leistungen der Filialen mit 4,48 von möglichen 5 Punkten hoch. Deshalb bieten nun seit dem 4. Juli fast alle der rund 120 Supermärkte in den Kantonen Bern, Aargau und Solothurn die Überraschungspäckli an.
Das freut den ehemaligen Marktleiter Jörg Venetz, der bei der Migros Aare die Einführung des Programms in den Filialen verantwortet. «Wenn ich die Möglichkeit habe, etwas gegen Food-Waste zu tun, dann motiviert mich das enorm. Denn in meinen 23 Jahren als Marktleiter habe ich gesehen, wie viele Lebensmittel letztlich nicht auf einem Teller landen.» Was ihn zusätzlich freut: «Mit der App können wir Leute mit einem schmalen Budget unterstützen.» Welche Kunden die Überraschungspäckli am häufigsten bestellen, kann Venetz nicht sagen: «Ob Menschen mit nachhaltigem Denken oder wenig Einkommen, ob Leute in der Stadt oder auf dem Land, sie alle schätzen es, dass die Migros zur Nachhaltigkeit beiträgt.»
Noch mehr Food Waste verhindern
Neu dürfen die Päckli auch Waren enthalten mit gültigem Verbrauchs-, aber abgelaufenem Verkaufsdatum. Bis anhin mussten die Produkte den letzten Verkaufstag noch besitzen. «Das wird uns helfen, zusätzliche Waren zu retten. Zudem war es ein Wunsch vieler Marktleitenden», sagt Venetz.
Je nachdem, welche Produkte im Regal oder im Take-away zurückbleiben, setzt sich der Inhalt eines Überraschungspäcklis unterschiedlich zusammen. Alles ist aber von einwandfreier Qualität. Ziel ist es, Produkte aus verschiedenen Warenbereichen zu kombinieren, damit das Paket einen attraktiven Mix enthält.
Die Nutzer bestellen und bezahlen ihre Päckli direkt in der App und holen sie eine halbe Stunde vor Ladenschluss ab. Ein Paket kostet 5.90 Franken, hat aber einen Warenwert von mindestens 18 Franken. «Viele Kunden sind dementsprechend überrascht über die Menge an Waren für diesen Preis.». Die Überraschung kauft man mit. Und genau das kommt gut an. So landet auch mal ein Menü auf dem Teller, das gewöhnlich nicht auf dem Speiseplan steht.
Jörg Venetz hört oft, «dass die Leute diese Abwechslung schätzen». So retten Nutzerinnen und Nutzer mit «To Good To Go» nicht nur überschüssige Lebensmittel, sondern lernen erst noch neue kennen.
Die App, um Essen zu retten
«Too Good To Go» wurde 2016 in Dänemark eingeführt und hat heute weltweit 22,4 Millionen registrierte Nutzer in 14 Ländern. In der Schweiz bieten aktuell über 2500 Restaurants, Bäckereien und Lebensmittelhändler ihren täglichen Überschuss mit der App online an. Bei der Migros Aare sammeln Mitarbeitende jeden Tag die nicht verkauften, aber weiterhin geniessbaren Produkte ein und stellen sie zu Warenkörben zusammen. Diese «Überraschungspäckli» können die Kunden mittels App reservieren und im Laden abholen.