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September 2020 Im Revier von Geri, Fredu und Willi Lüscher

Seit 18 Jahren züchtet Willi Lüscher in Muhen Damhirsche. Im Herbst verkauft die Migros das Fleisch unter dem Label «Aus der Region. Für die Region.» Bei seinen Tieren, da kommt Willi Lüscher zur Ruhe.

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Mitten in einem Muhener Wohnquartier liegt das Revier von Geri. Der Damhirsch wohnt mit 23 Hirschkühen im kleinen Gehege. Ein grosses Feld nahe der Autobahn ist das Zuhause von Fredu. Nur die zwei Platzhirsche tragen einen Namen. Immer den gleichen. Die über 100 anderen Hirsche bleiben namenlos. «Ich möchte die wilden Tiere nicht wie Haustiere behandeln», erklärt der Züchter Willi Lüscher. 
Zum einen sollen sie schüchtern bleiben. Denn schmust man mit ihnen, wenn sie klein sind, wären sie auch anhänglich als ausgewachsene Hirsche. «Das könnte schmerzhaft werden bei diesem Geweih», sagt Lüscher und lacht. Zum anderen würde sein Herz noch mehr bluten, wenn er einige Tiere im Herbst abschiessen lassen muss. «Ich gehe täglich bei ihnen vorbei und füttere sie. Dabei wächst schon eine Beziehung.» So ist Willi Lüscher alle Jahre froh, «wenn der Herbst vorbei ist». Das sind auch die Tiere. Beim Besuch im Gehege jagen sie mir nichts dir nichts in die weitentfernteste Ecke des Feldes. Sie wissen: Erscheint Willi Lüscher nicht allein, kann das Gefahr bedeuten. Denn in dieser Zeit kommen mehrmals zwei Jäger vorbei und töten einige der einjährigen Hirsche. Willi Lüscher produziert für die Migros Aare Damhirsch-Fleisch. Jetzt ist Hochsaison. 

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Hirschfleisch «Aus der Region. Für die Region.»
Als seine Herde gross und grösser wurde und Willi Lüscher mehr und mehr Fleisch produzierte, wandte er sich an die Migros. «Ich habe im Wynecenter Buchs gefragt, ob sie Interesse an Hirschfleisch hätten.» Nach weiteren Telefonaten landete er beim Verantwortlichen für Wild bei der Migros Aare und verkauft seit 2012 das Fleisch unter dem Label «Aus der Region. Für die Region.». Zudem organisiert er zusätzlich tierärztlich-qualitätsgeprüftes Damhirsch-Fleisch aus anderen Betrieben, weil er den Bedarf der Migros Aare mit seinen Tieren nicht decken könnte. Dieses Geschäft beschäftigt ihn zwei Monate pro Jahr. 

Heu für Pferde, Herbstgras für Hirsche
Seit 18 Jahren züchtet Willi Lüscher Damhirsche. Auf die Idee kam er, weil er für sein eigentliches Geschäft, den Anbau und Vertrieb von Einstreu und Pferdefutter, den zweiten Heuschnitt nicht einsetzen konnte. Damhirsche hingegen mögen das Herbstgras. So startete Lüscher mit dem ersten Fredu und elf Weibchen seine Zucht. Damals war es ein Hobby. «Ich hätte nie gedacht, dass das Ganze mal so gross wird.» Heute leben bei Höchstbestand im Sommer 125 Tiere auf rund vier Hektaren, im Winter sind es rund 80 Hirsche. 2005 baute er das grössere Gehege nahe der Autobahn mit vier Abteilen und einem Stall. «Die Tiere sind einfach zu halten und resistent», weiss Willi Lüscher. Ihr mageres und cholesterinarmes Fleisch ist beliebt. Auch Willi Lüscher isst es gern. 

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Beliebte Hirsche 
Weil Hirsche Wildtiere sind, müssen sie von Gesetzes wegen auf dem Feld geschossen werden. Dabei separiert Lüscher die grosse Herde von den Tieren, die getötet werden. 15 Minuten bleiben den Jägern, um pro Mal etwa 20 Hirsche zu töten. Würde es länger dauern, wäre der Stress für die Tiere zu gross. «Damit wird auch das Fleisch ungeniessbar. Der PH-Wert verändert sich bei zu viel Stress», erklärt Lüscher.
Solange es geht, möchte der 56-Jährige Hirsche züchten. «Auf der Welt herrscht so viel Betrieb. Doch bei diesen Tieren kann man nicht jufle. Das tut gut.» Auch die Leute von Muhen scheinen die Hirsche zu mögen: Spaziergänger mit Hunden oder Familien mit Kindern bleiben beim Gehege stehen und beobachten am Zaun die Herde. Ist die Wildsaison vorbei, werden die Tiere auch drinnen im Gehege wieder zutraulicher – die Damhirsche werden Willi Lüscher erneut aus der Hand fressen.

Damhirsch-Fleisch bei der Migros Aare

Das «Aus der Region. Für die Region»-Damhirsch-Fleisch gilt nicht als Wild, weil die Tiere nicht in freier Wildbahn gelebt haben und durch Jagd erlegt worden sind. Fleisch aus einer guten Zucht hat aber in der Qualität keinen Nachteil und gar den Vorteil, dass man weiss, was die Tiere gefressen haben. Seit 2012 verkauft die Migros Aare Damhirsch-Fleisch. Es stammt von Jungtieren und ist wegen seiner kurzen Fasern besonders zart. Jährlich verkauft die Migros Aare rund 1'000 Kilogramm. Produktmanager Claude Pilloud von der Migros Aare kennt die Vorzüge des angebotenen Damhirsch-Fleischs: «Es stammt aus der Region, aus einer guten Tierhaltung und ist fettarm und eiweissreich.» Damhirsch-Fleisch eignet sich für Braten, Voressen oder Pfeffer, schmeckt aber auch als Medaillon oder vom Grill. Noch bis etwa Mitte Oktober ist das Fleisch in ausgewählten Supermärkten erhältlich.