Pi Zürcher sorg dafür, dass die Spieler des FC Thun fit sind. Das Rüstzeug holte er sich an der Klubschule Migros, wo er heute noch unterrichtet.
«Zeige, was i druff ha mit jedere Tat»
Früher konsumierte Jason Inäbnit (25) Drogen. Bei der Migros Aare erhielt er eine zweite Chance und eine Lehrstelle. Heute arbeitet der Detailhandelsfachmann in der Migros Hünibach. Seine Vergangenheit verarbeitet er in Hip-Hop-Texten.
Ga mi Wäg Tag für Tag, alles chunnt Schlag uf Schlag, läbe Sarg für Sarg, schuufle Grab für Grab.
Der Föhn stürmt in Meiringen. Jason Inäbnits zuvor akkurat gekämmtes Haar steht in allen Richtungen ab. Stoisch bringt er es für die Fotos immer wieder in Form und lacht. Der 25-Jährige wirkt wie die Ruhe im Sturm. Das war auch schon anders. «Ich habe viel erlebt, aber nur wenig Erinnerungen», sagt Jason Inäbnit. Jahrelang hat er sich zugedröhnt. Als 12-Jähriger mit Cannabis, später kamen MDMA, Ecstasy, Kokain und LSD dazu «oder alles wild durcheinander». Wenn er frei hatte, konsumierte er die Drogen zusammen mit Kollegen in Interlaken. Aber nie sei er betäubt zur Schule oder zur Arbeit gegangen. «Ich war auf der Flucht vor familiären Problemen.» Mehr möchte Jason nicht preisgeben. «Aber über mich rede ich offen. Meine Vergangenheit hat mich zu dem gemacht, was ich nun bin.»
Alles het e Grund, mini Reis beginnt im Untergrund, mängisch diräkt vorem Abgrund, die mentali Chraft abgstumpft. Schütte alles us us eim Grund, fa nöii a, mache jetzt alles rund.*
Die Wende kam mit 20 Jahren. Und dem Militär. Nach der zweiten Abschlussprüfung als Sanitärinstallateur haute Jason «ein Wochenende lang nochmals alles rein», was er konnte. Tags darauf begann die Rekrutenschule. Dort machte Jason einen kalten Entzug. Er zitterte, schwitzte, fror – ohne jemandem im Militär davon zu erzählen. Tagsüber ging alles gut. Doch abends, wenn er Zeit für sich hatte, litt er. «Ich hantierte mit scharfen Waffen, es waren Menschen um mich herum, da wollte ich einfach clean sein.» Seither raucht Jason noch Zigaretten und gönnt sich ab und zu ein Bier. Eine Zeitlang sagte er sich jeden Morgen: «In den nächsten 24 Stunden bist du clean.» Seit fünf Jahren lebt er drogenfrei.
Cha mis Läbe mit Hip-hop würze, wül mini Texte richtig unterstütze, chani mi uf mini Texte abstütze.
Seine Vergangenheit verarbeitet der frühere Schlagzeuger in berndeutschen Raps. 600 Lieder habe er geschrieben. «Drei davon sind brauchbar.» Zusammen mit einem Kollegen komponiert Jason ein Line-up für einen möglichen Auftritt. «Die Musik gab und gibt mir die Kraft, alles durchzustehen. Das Schreiben von Texten hat meiner Seele Freiheit verschafft.» In der Rekrutenschule sortierte er sein Leben neu. Als er erfuhr, dass er zum zweiten Mal durch die Prüfung als Sanitärinstallateur geflogen war, beschloss er, eine Lehrstelle zu suchen, die ihm auch wirklich gefällt. «Lebensmittel braucht man immer und ich mag Kundenkontakt. Und die Migros kennt man.» Aus diesen Gründen bewarb sich Jason Inäbnit bei der Migros Aare für eine Lehre als Detailhandelsfachmann. Er erhielt eine Absage. «Sicher haben auch meine schwarzen Zähne abgeschreckt» – gezeichnet von den Drogen. Doch der ehrgeizige junge Mann gab nicht auf und rief bei der Berufsbildung der Migros Aare an. Dort erzählte er offen seine Geschichte. Fabienne Bill gab ihm die Chance, in der Migros Meiringen zu schnuppern. «Ich habe gespürt, dass er unbedingt will», sagt die Leiterin Berufsbildung ad interim. So absolvierte Jason seine Lehre in der Migros Meiringen.
Jede Schritt woni ga, geit vorwärts, ha ke Zyt für mi Wäg rückwärts.
Heute hat Jason Inäbnit ein schönes Gebiss. «Alles künstlich», sagt er lachend. Ohne Drogen geht es ihm «viel besser. Ich bin körperlich fit, die Gedanken sind klar.» Im Militär hat er weitergemacht bis zum Wachtmeister. Diesen Sommer schaffte er die Lehrabschlussprüfung und arbeitet seither in der Migros Hünibach. Für später hat Jason Inäbnit grosse Pläne: «Ich möchte mindestens Verkaufschef werden.»