Navigation

20.12.2018 - News Die Gemüsekünstlerin hinter der Fleischtheke

Manche Kunden schiessen Fotos von den putzigen Gemüsekreaturen zwischen Kotelett und Bratwurst. An der Fleischtheke der Migros Nussbaumen kann Brigitte Füglister ausleben, was ihr als Linkshänderin einst verwehrt worden ist.

Gemüseschnitzerin Migros Aare

Vor dem Schweinsbraten schwimmen Kartoffelfische mit roten Paprikaflossen, beim Pouletgeschnetzelten thront ein Kartoffelkobold mit Steinpilzhut und Champignon-Knollennase und bei den Plätzli streckt ein Zucchettifrosch seine Peperoncino-Zunge heraus. Die Fleischtheke in der Migros Nussbaumen ist die wohl ausgefallenste in der ganzen Schweiz. «Es gibt einige, die fragen, ob sie Fotos von den Schnitzereien machen dürfen», erzählt Brigitte Füglister. Jeden Montag schnitzt die 61-Jährige mit einem gewöhnlichen Rüstmesser Pinguine, Kaktusse oder was auch immer ihr gerade in den Sinn kommt. «Die Ideen sprudeln nur so.» Sie hat auch schon Kinder hinter die Theke genommen und ihnen gezeigt, wie man Kartoffelfische macht.

Die Schwierigkeiten der Linkshänderin
Eigentlich wäre Brigitte Füglister gerne Handarbeitslehrerin geworden. Die Aufnahmeprüfung ins Seminar hat die gelernte Näherin auch bestanden. Die Schulleitung fand aber, es gehe nicht an, dass eine Linkshänderin den Kindern zeigt, wie man bastelt oder strickt. Das enttäuschte sie so sehr, dass sie sogar ihren kreativen Beruf als Näherin aufgab. Nach einigen Jahren im Service wechselte sie in den Detailhandel und vor elf Jahren in die Migros Nussbaumen. Vor einigen Jahren kam die Weisung, die Mitarbeitenden sollen die Fleischtheke mit frischem Gemüse aufhübschen. Da griff Brigitte Füglister zum Schnitzmesser statt einfach einen Rosmarinzweig zwischen die Plätzli zu legen. «Meine allererste Figur war ein Pinguin aus einer Aubergine», erinnert sie sich. Seither schnitzt und schnitzt sie, bei grösseren Projekten sogar schon sonntags zu Hause. «Das ist für mich keine Arbeit, es ist mein Hobby.» Und lieber schnitzt sie das Gemüse, als etwas daraus zu kochen. Manchmal nimmt sie eine krumme Gurke aus dem eigenen Garten mit in die Migros. Dann, wenn sie in Gedanken im Gemüse bereits einen Krokodilschwanz sieht. Sonst wird das Gemüse für die Schnitzelkreaturen in der Fleischtheke auf Eigenbedarf abgebucht.

Kunden sind begeistert
Ihre putzigen Dekorationen begeistern in Nussbaumen. Kürzlich flatterte eine E-Mail zur M-Infoline, in dem eine Kundin ihre Freude über die Kunstwerke ausdrückt. Und nach ihren Ferien wird Brigitte Füglister jeweils sehnlichst wieder erwartet, weil die Tierchen den Leuten gefehlt haben. «Ich werde immer besser», sagt Brigitte Füglister. Früher sei noch einiges missraten und dann im Kompost gelandet. Heute geschieht das nicht mehr. Oder erst, wenn die Champignonnase des Kartoffelgesellen langsam einfällt oder dem Frosch die dürre Peperoncino-Zunge aus dem Mund fällt.